Wie es so weit kam
Sieben Männer – und ich
Ein Richter, zwei Gerichtsschreiber, ein Übersetzer
Ein Beklagter, sein Anwalt
Der Anwalt meiner Kinder – und ich.
Versteht hier jemand, was es bedeutet, Alleinerziehende zu sein?
Mutter, Ernährerin, Erzieherin, einzige Bezugsperson, einzige Verantwortliche, Tag und Nacht.
So war es bisher, aber nun sind wir vor dem Familiengericht hier in der Schweiz, in Baden, weil der Vater der Kinder zwar immer wieder versprach, Unterstützung zu bezahlen, es aber in drei Jahren noch nie getan hat. Und der Richter wird dem Vater nun sagen: «Übernehmen Sie Verantwortung für den Lebensunterhalt Ihrer Kinder! Das ist wichtig für Sie selbst. Das ist wichtig für Ihre Kinder.»
Es kommt anders.
Das Gericht rechnet. Und stellt fest: Er hat kein Geld für Alimente. Das Geschäft des Vaters in Kalabrien, er produziert Oliven und Orangen, schreibt rote Zahlen. Der Vater verdiene nicht genug, um seinen eigenen Bedarf zu decken. Und mehr verdienen, das gehe auch nicht.
Der Mann, der unbedingt ein Kind und später noch ein zweites Kind mit mir zusammen wollte, lebt, arbeitet, aber verdient... leider nichts.
Also: Er kann nichts bezahlen. Ein sogenanntes Manko beim Unterhalt heisse das.
Was bedeutet das?
Die Mutter, die alleine seit drei Jahren die zwei Kinder betreut, muss halt auch weiterhin für den gesamten Unterhalt aufkommen.
Das ist nun wohl die logische Konsequenz.
Plötzlich verhandeln wir darüber, wieviel Olivenöl er für seine Kinder liefern kann, wie viele Orangen. Nein, zwei Tonnen wie bisher, das geht nicht. Dafür 30 kg Honig. Alles beste Bio-Qualität, versteht sich.
Nun ist es doch so weit, ich weine.
Das wollte ich doch gerade nicht, ich wollte mich für meine Kinder wehren. Für eine vertretbare Unterhaltszahlung: in Geldform. Wie es in Europa normal ist.
Nicht in „Alimenti“ (Nahrungsmittel).
Mir bleibt die Wahl: Ein Urteil weiterziehen mit dem Risiko, dass ein Manko bleibt - oder Olivenöl. Ich muss unterschreiben, sonst erhalte ich nichts. Für unsere Kinder.
Seither kann ich nachts nicht schlafen. Eigentlich schon vorher, aber ich hatte gehofft, danach würde es einfacher für uns.
Nun helfen mir:
mein Anwalt (der Mann, der dank einer seltenen Gabe, meine Situation versteht - “Empathie“)
meine Schwester, meine Familie und Freundinnen und Freunde.
Damit aus Olivenöl bald Kinderunterhalt wird, haben wir nun diese kleine Verkaufsmaschinerie in Gang gesetzt.
Und manchmal fällt es mir auch leicht, da das Öl ein Spitzenprodukt ist.